Im Herbst 2015 habe ich einige Vorträge zum Thema Athletiktraining in Radsport und Triathlon gehalten. Dabei war ich in der Trainer-Ausbildung von Sportverbänden ebenso unterwegs wie bei Sportlern und Interessenten vor Ort. Dabei habe ich oft das Thema "Athletiktraining" im Radsport und im Triathlon als Aufhänger genutzt und dann die besten Übungen für Radsport und / oder Triathlon angekündigt. Immer wieder bekomme ich nämlich Anfragen zu den besten Übungen: von Radsport- oder Triathlonzeitschriften, aber auch von Sportverbänden. Ich sage aber aus fester Überzeugung: NEIN - es kann keine Liste von den besten oder effektivsten Übungen geben.
Schaut man sich im Internet um, findet man immer wieder Blogbeiträge oder Artikel zu den besten Übungen für Läufer oder die effektivsten Athletik-Übungen für Radsportler. Letztendlich gibt es aber weder "den Läufer" noch "den Radsportler". Das Athletiktraining grundlegend ein sehr wichtiger Teil des Trainings ist, liegt auf der Hand. Allerdings gibt es bei jedem Menschen ganz unterschiedliche "Baustellen" und "Defizite".
Was ist
Athletiktraining?
Das Athletiktraining ist nicht mit "Krafttraining" gleichzusetzen. Auch wenn bei Deinem Athletikttraining Übungen mit Widerstand vorkommen, sollten sich die Inhalte grundlegend unterscheiden. Beim Krafttraining geht es primär darum die "Kraftfähigkeiten" zu steigern, während im Athletiktraining gerade bei Ausdauersportlern "korrigierende" Übungen mit dem Ziel funktionelle Abläufe zu optimieren im Vordergrund stehen sollten. Einen Beitrag zum Krafttraining im Radsport findet Ihr hier:
Wie könnte ich Euch eine beste Übung empfehlen, ohne Euch zu kennen? Wie ist Eure Beinachsenstabilität ausgeprägt? Gibt es Beweglichkeitseinschränkungen? Könnt Ihr eine Kniebeuge sauber und tief ausführen? Viele verschiedene Aspekte müssen überprüft werden, bevor ich Euch die besten Übungen empfehlen könnte. Auch wenn es natürlich grundlegende Übungen gibt, mit denen ich die "meisten" bekannten Probleme von Radfahrern "bearbeiten" kann, bedeutet das eben nicht, dass sie auch gerade auf DICH passen. Immer wieder erlebe ich Sportler aus höheren Leistungsbereichen, die regelmäßig ein Athletiktraining durchführen und dennoch Defizite aufweisen. Die Übungen müssen eben immer auf den einzelnen Sportler ausgerichtet sein. Warum? Kompensationen, Ausweichbewegungen und fehlende Aktivierungen sind der Grund warum eben nicht jede Übungen bei jedem Sportler optimal ankommt.
Es gibt ein sehr großes Portfolio an vielen verschiedenen Übungen. Wir müssen die zum tatsächlichen Trainingsziel passenden Trainingsinhalte finden. Erst dann wird ein Athletiktraining auch wirklich effektiv.
Fazit:
Es gibt keine funktionellen oder "unfunktionellen" Übungen. Trainingsinhalte müssen zum jeweiligen Ziel einer Sportlerin oder eines Sportlers passen. Aus diesem Grund sollten Trainer die richtigen Fragen stellen und zuhören können - und eben auch kritisch denken. Das ist die wichtigste Botschaft, die ich jedem Trainer mit auf den Weg geben möchte: lerne zu hinterfragen!
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